Nächste Ausfahrt: Chicago. Das Konzert in PUCH ist das letzte Konzert, das die vier Musikerinnen von Candelilla geben, bevor sie für die Aufnahmen ihres neuen Albums nach Chicago fahren. Produzent ist Steve Albini, der in den 90ern mit den Aufnahmen von Nirvana und den Pixies auch dem Mainstream bekannt wurde. Nach ihrem Debutalbum "reasonreasonreasonreason" ist das ihre zweite Veröffentlichung. Und weil Albinis Aufnahmephilosophie die ist, den Bandsound möglichst unverändert ohne Overdubs abzubilden, könnte es gut passen: Live haben sich Candelilla zu einer sehr körperlichen Angelegenheit hinentwickelt, eine expressionistische, manchmal nahezu brachiale Attacke, wie Sonic Youth, oder die Dresden Dolls mit einem stürzendem John Cale Piano, meistens zweigeteilt zwischen Vernunft und herumschreien, Deutsch und Englisch, zwischen Glatteis und Treibsand, zwischen dem Bedürfnis die Musik bis ins Detail zu kontrollieren und dem Wunsch die Gefühle herauszuschreien. Aus diesen Diskrepanzen und einer laut-leise Dynamik, wie sie die frühen Pixies pflegten, entsteht live ein Sound, dem die bisherigen Studioaufnahmen, die in einer Mühle bei Fürstenfeldbruck entstanden, einfach nicht gerecht werden. »Die Pole waren noch nie so sehr gespannt wie jetzt und das Eis dazwischen ist dünn. Die Hysterie war wie immer unser bester Freund« schreiben sie selbst. Und auf dem langen Weg zwischen Fürstenfeldbruck und Chicago kann man jeden Freund gebrauchen.
