Stehengelassene Weinflaschen Und Goldene Schallplatten


Kategorie: Wiesenrock
geschrieben von: Wiesenrock geschrieben am: 08.05.2015 um: 11:44 Uhr

 

Wenn FM4-Moderator Christian Davidek bei der Ankündigung der FM4 Amadeus Award Gewinner Wanda den gleichen Aufstieg wie die Wiener Erfolgsband gemacht hätte, wäre er nicht nur mit einem Aufzug aus dem Nichts erschienen, sondern weiter hoch geschossen und durch die Decke des Wiener Volkstheaters gesegelt. Vielleicht hätte er dabei noch einen kurzen Ausflug nach Deutschland gemacht. Über die zweifachen Amadeus Award Gewinner sagt er: "Jetzt hat es innerhalb kurzer Zeit eine Band geschafft, nicht nur [in den Austropop] reinzugehen und unversehrt wieder herauszukommen, sondern ihr Ding auch noch so zu machen, dass es im gesamten deutschsprachigen Raum durch die Decke geht. Angefangen hat die Reise im FM4-Soundpark. Derzeit sind sie mit einem weißen Mercedes unterwegs, vielleicht morgen schon mit einem gelben Lamborghini."
Dass er Wanda dabei mit Bilderbuch vergleicht, kommt nicht von irgendwoher: Knapp fünfzehntausend Facebook-Fans trennen die beiden, Maschin wurde über 2 Millionen Mal auf Youtube geklickt, Bologna schon 1,5 Millionen Mal. Und Wanda wie Bilderbuch gehören zu den erfolgreichsten Österreichischen Indiebands im deutschsprachigen Raum.

Nach dem Soundcheck am 1. Mai im Weekender Club haben wir uns mit Manuel Christoph Poppe (Manu), dem Gitarristen der Band, und Reinhold Weber (Ray), der E-Bass spielt, zusammengesetzt und mit ihnen über Erfolg, Toilettenfenster, das Wiener Nachtleben und Wiesenrock gesprochen.

WR: Herzlichen Glückwunsch zur Goldenen Schallplatte für Amore! Habt ihr euch schon einen Platz dafür ausgesucht?
Ray: Ja, ich hab mir schon einen ausgesucht: Ich hab ein ganz kleines Klo, das direkt in einer Dusche ist, und ich würde mein Fenster mit der goldenen Schallplatte verkleben, damit mir keiner beim Duschen zusehen kann.
Manu: Meine kommt ins Plattenregal zu den anderen.

Sechsundzwanzig Wochen nach der Veröffentlichung des Debutalbums ist Amore immer noch auf Platz zwei der österreichischen Albumcharts und hat mittlerweile Goldstatus mit über 7.500 verkauften Tonträgern erreicht. Langsam stolziert das Werk vielleicht auch auf Platin zu, aber dafür müssen 15.000 Kopien verkauft werden. Das zweite Album wird im Oktober veröffentlicht werden. Wahrscheinlich erfahren wir darin auch, wie es um die Schwestern der Bandmitglieder steht. Über die Cousine wissen wir ja schon genug.

WR: Habt ihr einen Lieblingsvers auf der neuen Platte?
Ray: "Eins, Zwei, Drei, Vier, es ist so schön bei dir."
Manu: Meine Lieblingszeile ist "Weil du weiße Zähne hast, obwohl du ständig rauchst", weil die hab ich geschrieben.

WR: Gibt's bei der neuen Platte auch ein neues Konzept? Vielleicht einen Garderobenwechsel oder so?
Manu: Ich glaub nicht.
Ray: Nein, wir bleiben so, wie wir sind.
Manu: Die Platte wird nicht "Amore 2" heißen, aber ein sonderlich großer Imagewechsel oder eine Konzeptveränderung ist nicht geplant.
Ray: Wir schneiden uns die Haare vielleicht noch ganz kurz.
Manu: Genau, das haben wir uns überlegt; dass wir uns jetzt über den Sommer vielleicht die Haare kürzer schneiden.

Wahrscheinlich gibt es keine österreichische Band, die nicht Volksmusik macht, mit einer derartig großen Herkunftsverbundenheit wie Wanda. Dass sie aus Wien kommen, ist besonders am in traditionell wienerisches G'wand gekleideten Gesang erkennbar. Darüberhinaus wird auch die Stadt selbst zum Thema.

WR: Wanda klingt sehr traditionell wienerisch. In welchen Aspekten spiegelt sich Wanda im Wiener Stadtleben wieder?
Ray: Nja, Wanda ist ja eigentlich ein polnischer Mädchenname. Weißt du, von wo wir den Namen haben?

Wandas Namensursprung stammt von der in den 70ern wirkenden Wanda Kuchwalek, die als einzige Wiener Zuhälterin bis heute eine Kultfigur ist und unter dem Namen "Wilde Wanda" bekannt war.

Manu: Also das Wiener Stadtleben ist ja mittlerweile sehr verschieden wahrnehmbar. Das kommt davon, wo man hingeht, zu welcher Subkultur man sich zugehörig oder eben nicht zugehörig fühlt. Das kann man sich eigentlich aussuchen. Man kann in ganz feine Schickimicki-Koks-Bars gehen oder ein Bier und ein Würstl genießen; da ist irgendwie alles dabei.
Ray: Es ist wirklich kulturell sehr durchgemischt. Es gibt alles.
Manu: Es ist eher so, dass in Wien im Verhältnis zur Stadtgröße von Montag bis Mittwoch nicht viel los ist. In größeren deutschen Städten ist zum Beispiel jeden Tag Samstag. Wenn man in Wien von Montag bis Mittwoch bis in die Nacht Halligalli machen will, muss man schon wissen, wo man hingehen kann.

WR: Daher auch "Und wenn du weißt, wo man um diese Zeit noch saufen kann"?
Manu: Zum Beispiel das, ja. Oder auch: "Die Straßen in Wien sind unendlich leer." Das ist dann eher so eine Montagabend-Zeile.
Ray: Donnerstag ist dann eher so der falsche Samstag. Da ist oft mehr los als am Samstag, weil die Leute am Donnerstag schon so viel gefeiert haben, dass sie am Samstag nicht mehr können.
Manu: Am Freitag gibt man dann alles, weil man schon so lange darauf wartet, und Samstag verbockt man dann und will dafür am Sonntag was machen, aber da ist dann schon wieder alles geschlossen.
Ray: Am Sonntag trifft man sich eigentlich dann in Wohnungen und trinkt und erzählt sich, was man alles verpasst hat, oder schaut nach, was man alles verpasst hat.
Manu: Aber das ist ganz verschieden, weil ab und zu ist es auch nett, wenn man durch ein paar Lokale ziehen will, wenn nicht so viel los ist. Wie man es eben will.

WR: Heute, am 1. Mai, wurde das neue, rote Album von Tocotronic veröffentlicht, das sich inhaltlich komplett der Liebe widmet. Meint ihr, da könnte ein Trend entstehen oder ist das Zufall?
Manu: Das ist bestimmt Zufall, ja.
Ray: Wir sind ja nicht die einzigen, die lieben. Viele andere Menschen und Bands wollen ja auch lieben. Ich finde das auch gut, dass sie das machen, dann haben wir wirklich einen Trend von Liebe. Das is ja nett.

WR: An jedem 25. im Monat, habt ihr bei eurem letzten Konzert im Weekender gesagt, spielt ihr "Jelinek" nicht.

Ray: Das ist richtig. An jedem 25. wird "Jelinek" nicht gespielt.

WR: Gibt's da einen Grund? Und spielt ihr an anderen Tagen andere Lieder nicht?
Ray (lacht): Ja, zum Beispiel spielen wir am Ersten niemals "Smells Like Teen Spirit".
Manu: Heute fangen wir mit "Highway to Hell" an.

Statt "Highway to Hell" wurde es am Abend dann doch eine Bluesimprovisation von Marco an der Gitarre, begleitet von Ray und Lukas (Drums), während Christian (Keys) und Manuel Bier und Obst an die Zuschauer verteilten. Danach gab es noch ein schönes "Ganz Wien"-Cover von Falco.

WR: Wie schaut's mit den Weinflaschen aus, die ihr stehen lässt? Sortiert ihr die auch nach Weiß- und Buntglas?
Manu: Wir trinken eigentlich nur Weißwein, deswegen - Achso, Weißen gibt's ja auch in weißen und in grünen Flaschen.
Ray: Die bleiben halt stehen, wie wir sie ausgetrunken haben; also da gibt's keinen Plan dahinter.
Manu: Ich glaube ja fast, dass die stehengelassenen Weinflaschen keine Weinflaschen in diesem Sinne sind, also keine Gebinde sozusagen, sondern ich glaube, dass das für etwas anderes steht, aber ich habe keine Ahnung, wofür. Ich glaube nicht, dass es dabei um Weinflaschen geht, die man stehen lässt.

WR: Okay, dann zum Festival. Was könntet ihr euch vorstellen, was Wiesenrock sein könnte, wenn ihr die Festivalplakate von heuer und vom letzten Jahr anschaut?
Ray: Oh, sehr farbig, sehr schön.
Manu: Jetzt gab's doch einmal so einen Beitrag, dass Österreich bekannt ist für gefleckten Kuhsamen. Vielleicht war ja das die Initiierung davon? Für Fleckkuhsamen ist Österreich irgendwie eine Marke anscheinend. Und das andere Plakat erinnert mich an das Bild von John Lennon und Yoko Ono, auf dem er sie in der Embryonalstellung umarmt. Da gibt's ein schönes Bild davon. Aber ja: Österreich ist schön genug.
Ray: Ich male mir da eine schöne Wiese in meinem Kopf aus, wenn ich das sehe.

WR: Also ihr denkt, Wiesenrock findet auf einer großen, freien Grasfläche statt?
Ray: Ja, auf einer schönen Wiese, wo es frische Luft gibt zum G'sund-bleiben.

WR: Danke für die Zeit und Danke für das Interview!

Wanda werden am 15. August den Wattener Hauptschulhof bespielen. Karten für das Festival gibt's hier.

Wer die Karten lieber gewinnen will, kann auch an unserem Gewinnspiel teilnehmen. Abzuräumen gibt's 1×2 Tickets nach Wiesenrockland.
Wir haben Manu und Ray das neue (noch unveröffentlichte) Wiesenrockplakat gezeigt, und gefragt, was sie darauf sehen können. Um am Gewinnspiel teilzunehmen, müsst ihr einfach anhand der Beschreibung von Wanda eine Skizze des Wiesenrockplakats zeichnen. Die kreativste Zeichnung gewinnt.

Einsendungen bitte als Scan (oder als gutes Foto) an: hi@wiesenrock.at

(Einsendeschluss: 29. Mai 2015)

 

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