Ract-festival Fällt Aus


Kategorie: Ract! Festival
geschrieben von: Ract! Festival geschrieben am: 11.06.2011 um: 19:40 Uhr

Das größte politische Umsonst-und-Draußen-Festival Deutschlands ist in Tübingen unerwünscht.

 

Ursprünglich sollte Deutschlands größtes politisches Festival am 24. und 25. Juni stattfinden. Nach monatelangen Vorbereitungen hat sich das 30 köpfige Organisationsteam nun geschlagen gegeben. Die Veranstaltung fällt in diesem Jahr aus.

 

Nachdem das rein ehrenamtlich organisierte Festival schon 2010 wegen einer kommerziellen Veranstaltung nicht im Anlagenpark stattfinden durfte,  bekam das Organisationsteam eine Zusage des Gemeinderats, dieses Jahr auf den angestammten Platz zurückkehren zu können. Doch das Gedächtnis war kurz und mit einer Mischung as Desinteresse und offener Ablehnung haben Stadt- und Universitätsverwaltung nun verhindert, dass es überhaupt ein Ract!-Festival 2011 geben wird.

 

Wegen der Übertragung der Fußball-WM musste das nichtkommerzielle Festival schon letztes Jahr an einem Platz stattfinden, der sich als denkbar ungeeignet erwies: Auf dem Parkplatz "Alte Chemie" (Schiebeparkplatz) konnten die beiden Teile des Festivals mehr schlecht als recht miteinander vereint werden. Die Lautstärke der Bühne verhinderte eine sinnvolle Durchführung der Workshops. Das Konzept des Festivals ging nicht auf: politisches Engagement, das meist dröge und ernst erscheint, mit dem Spass einer kulturellen Veranstaltung zu verbinden.

 

Doch auch dieses Jahr wurden im Anlagenpark wieder kommerzielle Veranstaltungen bevorzugt. Deswegen bemühten sich die Veranstalter um den alten botanischen Garten als Ausweichort. Ein entsprechender Antrag an die Universität erging im Februar. Das Motto des Festivals sollte diesmal "Tübingen macht schlau" sein, mit dem Schwerpunktthema "Bildung". Da lag es nahe, auch eine Kooperation mit der Universität einzugehen. Geplant war eine 24-Stunden-Vorlesung, die es der Uni ermöglicht hätte, die ganze Bandbreite ihres Wirkens zu präsentieren. Die Kooperationsanfrage an die Uni wurde nicht einmal beantwortet. "Es ist ein Armutszeugnis für die Universität, vor allem für Rektor Engler", meint Ract!-Vorstandsmitglied Christin Gumbinger, "dass die Uni bewusst die Entscheidung getroffen hat, ein Bildungsangebot für junge Menschen zu verhindern." Und nur vier Wochen vor dem Festival kam dann die endgültige Absage für den alten botanischen Garten. Das Alternativangebot: Man könne wieder den "Schiebeparkplatz" bekommen. Aus "rechtlichen Gründen" sei die Universität aber gezwungen, dafür 750 Eur zu verlangen, beschied Oliver Beyer von der Abteilung "Innere Dienste" die Veranstalter. - Viel Geld für das Festival.

 

Doch damit nicht genug: Um die Lärmbelästigung möglichst gering zu halten und die Besucher schnell vom Gelände zu lotsen, sollte eine After-Show-Party im Kupferbau stattfinden. Und obwohl es in den letzten Jahren keinen Grund zur Klage gab, hatte Oliver Beyer von den inneren Diensten der Uni "erhebliche sicherheitsrelevante Bedenken. Des Weiteren sind die üblichen Probleme wegen Nachtruhestörung, Sachbeschädigung etc. zu erwarten."

 

Nicht nur von der Uni, auch von der Stadtverwaltung kam keinerlei Unterstützung für die seit Jahren größte Veranstaltung in Tübingen, erklärt Lu Witzleben vom Vorstand des Trägervereins. "Im Jahr des Ehrenamts ist das besonders bitter. Nur der Leiter des Ordnungsamts, Reiner Kaltenmark, hat uns unterstützt. "Die Einstellung in der Stadt- und Universitätsverwaltung beschreibt sie so: "Schön, dass es euch gibt, aber bitte lasst uns in Ruhe." Sie ergänzt: "Uns tun vor allem auch die Bands leid und die Leiter der Workshops, die wir jetzt enttäuschen müssen."

 

Das Team plant jetzt das Ract!-Festival 2012 am Anlagensee. Ob die Stadt und Universität das Festival ermöglichen, bleibt abzuwarten.

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Quelle: http://www.ract-festival.de mehr: Ract! Festival News