BestÄtigt: Louis Berry (uk)


Kategorie: Orange Blossom Special
geschrieben von: Orange Blossom Special geschrieben am: 18.11.2016 um: 10:00 Uhr

Die Biografie von Louis Berry ist trotz seines jugendlichen Alters mindestens bewegt. Sein Vater war heroinabhängig, schlug seine Mutter und ihn regelmäßig windelweich. Seine Mutter litt an Depressionen und Magersucht. Der junge Louis war Opfer - und gleichzeitig kümmerte er sich um seine Eltern. Er vertickte Drogen, wurde in Liverpool eine polizeibekannte Größe. "Musik" sagt er, "rettete mich davor, endgültig auf die schiefe Bahn zu geraten". Und so sind seine Songs, so anscheinend unkompliziert sie klingen und so unmittelbar sie wirken mögen, stets dringlich, haben immer Tiefe und die Suche nach Hoffnung in sich. Zane Lowe von BBC Radio 1 nannte seine erste EP "the hottest record in the world today".
Ortswechsel: Reeperbahnfestival. Wir stehen vor der Tür irgendeines Ladens, zu weit entfernt von irgendeinem anderen Laden, zu dem wir eigentlich wollten um irgendein hoffnungsfrohes Talent in Ohrenschein zu nehmen. "Komm" sage ich zu Vera, "lass uns hier um die Ecke gehen, zu Louis Berry, Habe nur einen Clip von ihm im Netz gesehen, aber der Typ könnte okay sein." Gesagt, getan.
Und. Dann. Das für mich überraschendste Konzert des Festivals. Als würden Billy Childish und Paul Weller in einem Liverpooler Jungbrunnen das gute alte Boom Chicka Boom zusammen mit Johnny Cash geben. Rastloser britischer Vintage-Arbeiterklassen-Shindig, Songs zum Steinerweichen, geradeaus und stilvoll. Roher, früher Rock'n Roll, früher Beat, gepaart mit seltenen Ausflügen in rohen, frühen R'n'B und Blue-Eyed Soul. Dabei kein bisschen Retro. Songs, die so erfrischend einfach und umschmeißend sind, von einem Typen, der schon wirklich was hinter sich hat, dabei so klein und sympathisch und verletzlich und doch stark wirkt. Und jungenhaft. Ein Liverpudlian, wie er im Buche steht, man versteht seine Sprache nicht - aber man versteht, was er sagt. Wie die gesamte Band: kompetent und souverän und doch jungenhaft. Schweinegeile Kombination. Mit denen möchte man mal ein paar Pints trinken. Oder gleich auf Tour gehen.
Als ich nach dem Gig auf die draußen rauchende Band zugehe und nur kurz im Vorbeigehen meinen Respekt für einen tollen Auftritt mit einem nicht gerade originellen "thanks a lot guys, t"was brilliant!" zolle, kriegen sich die Lads kaum noch ein darüber, dass jemand ihren Auftritt so toll fand. Louis gleich so: "guck mal, ich habe mir die Hand blutig gespielt" und zeigt mir stolz und voller überschäumender Freude ein vollgeblutetes Handtuch. Früher hatte er andere Probleme. Das Leben ist heute meistens gut zu ihm. Und er gibt Gutes zurück, zig-fach. "Most music today is cheap. I don't want to write a nursery rhyme which sounds like it's being sung by a 14-year old. I found a strength in music which used to be a fear. Now I want to be an icon for people like me, from my background, from those communities, who feel like they've got no prospects". Wird super.

www.louisberryofficial.com


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