Interview: Flatbush Zombies - Eric "arc" Elliot ("the Architect")


Kategorie: Open Air Frauenfeld
geschrieben von: Open Air Frauenfeld geschrieben am: 24.06.2015 um: 13:46 Uhr

Flatbush Zombies - Eric "Arc" Elliot ("The Architect")


Die Flatbush Zombies werden euch am Samstag um 13.30 ihren Rap präsentieren. Relativ früh also für Zombies. Mein Interview mit Eric Arc Alliott, Rapper und Produzent der Gruppe verlief besser, als ich mir es vom noch früheren 12 Uhr Termin erhofft hatte. Denn die Flatbush Zombies zelebrieren nicht nur ihren drogendurchsetzten Rap, sie leben ihn auch. Doch ich habe mit Eric auch über ihre Musik, den schwelende Rassismus in den USA und das Touren gesprochen.



Jamil: Wie sieht ein normaler Tag bei dir aus?

Eric: Nun es es ist Sommer, nach dem Aufstehen geh ich raus und rauche einen Joint, trinke ein wenig Wasser und überlege, was so ansteht. Wenn ich am Abend zuvor etwas poduziert habe, höre ich mir das nochmals an.

Jamil: Welches Programm benutzt du dabei?

Eric: Ich benutze Logic, aber beginne nun auch mit anderen Programmen zu experimentieren.

Jamil: Hast du dir das selbst beigebracht?

Eric: Als ich etwa 15 Jahre alt war, begann ich damit. Meine Mutter zahlte den Grossteil an einer Drum Machine. Für den Rest musste ich aufkommen. Also verkaufte ich die meisten meiner Sneakers, die ich damals leidenschaftlich sammelte.

Jamil: Vermittelt eure Musik ein bestimmtes New York Gefühl?

Eric: Ich wuchs mit East Coast Hip-Hop auf. Ich wurde durch die Künstler beinflusst, die aus meiner Stadt stammen. Wenn es Einer aus meiner Stadt nach oben schafft, dann bedeutet das für mich, dass auch ich es schaffen kann. Das war immer meine Hoffnung. New York ist so international und kulturell divers, dass man nicht von einem New York typischem Sound sprechen kann. Was wir machen ist einfach einer der Sounds aus NYC.

Jamil: Wann und in welchem Umfeld bist du am kreativsten?

Eric: Beim Produzieren ist hauptsächlich mein Gefühl ausschlaggebend. Manchmal mag ich es, unter vielen Menschen zu sein. Denn ich trete gerne vor Leuten auf, die mir beim kreativen Prozess zusehen und zuhören. Dann bin ich spontan und mache vieles instinktiv. Natürlich hilft es, wenn diese Zuhörer mich dabei anspornen, dabei eine gute Zeit haben und mir auch mal auf die Schulter klopfen. Und gelegentlich will ich ungestört sein. Wenn es eine fehlerhafte Stelle gibt, die nur ich so wahrnehme, will ich die Anderen nicht langweilen, indem ich die Passage immer und immer wieder abspiele. Aber für mich ist es wichtig, dass diese Stelle perfekt ist.

Jamil: Lässt du dich auch von anderen Musikrichtungen inspirieren?

Eric: Ja, natürlich! Ich liebe System of a Down, Portishead oder Ce Lo Green. R&B ist wohl eine meiner liebsten Musikrichtungen. Ich höre auch gerne Jazz, insbesondere Miles Davis. Zurzeit aber sind Little Dragon und Tame Impale wahrscheinlich meine liebsten Bands.

Jamil: Du magst also auch diese eher psychodelisch angehauchten Bands. Wünschst du dir denn manchmal, in den 60er Jahren aufgewachsen zu sein?

Eric: Ja sicher! Wenn immer ich einen Film aus dieser Epoche schaue, wünsche ich mir, ich könnte mich heute so kleiden. Ein enges, pinkes T-Shirt mit einem riesigen, psychodelischen Hut kombiniert würde heute bestimmt nicht ganz gleich rüberkommen... Aber im Ernst, ich frage mich manchmal, wie es wohl gewesen sein muss, Jimi Hendrix am Woostock Festival live zu hören.

Jamil: Dazu passt wohl die nächste Frage. Nenn mir bitte drei positive Effekte von Drogen.

Eric: Oh Mann, als erstes denke ich an die Euphorie und die Möglichkeit, Alles hinter sich zu lassen und in den eigenen Gedanken zu versinken. Zweitens an die Reflexion, die Möglichkeit verworfene Gedanken hervorzuholen und zu verarbeiten. Als Drittes kommt mir das Unerwartete in den Sinn. Wenn ich also mit einer Sache beginne und daraus sechs bis sieben unterschiedliche Dinge werden.

Jamil: Dann nenne mir doch bitte noch negative Folgen.

Eric: Klar die Abhängigkeit, je nach Droge. Weisst du, der Irrglaube vieler Leute ist ja, dass Drogen helfen, sich besser zu fühlen. Die Leute denken, dass Drogen ihnen helfen, Antworten zu finden. Aber die Antworten müssen von selbst kommen. Drogen helfen dir vielleicht zu verstehen, wie du dich innerlich wirklich fühlst. Aber sie helfen dir nicht, mit dem eigentlichen Problem fertigzuwerden.

Jamil: Lass uns über etwas anderes reden. Wir hatten in den USA dieses Jahr eine relativ strube Zeit mit Polizeigewalt gegenüber Schwarzen BürgerInnen. Auch in New York wurde der Afroamerikaner Eric Garner bei seiner Verhaftung erwürgt. Möchtest du solche Themen nicht vermehrt in eure Musik einbringen?

Eric: Für eine Band wie die Flatbush Zombies gibt es andere Wege den Leuten die Wahrheit aufzuzeigen, ohne gleich zu predigen. Ich finde, das wurde bereits zu sehr instrumenstralisiert. Dennoch ist es wichtig, dass die Musik diese Themen aufnimmt, damit sie nicht vergessen werden. Das ist die Verantwortung der Musik. Viele andere Ereignisse werden mit der Zeit vergessen, aber die Musik kann die Diskussion am Leben erhalten. Wir machten früher viel Musik in dieser Art. Wir haben seit den letzten Vorkommnissen keine Musik mehr veröffentlicht, aber ich sage F*** the police in beinahe jedem Reim, den ich schreibe. Ich habe genug darüber gesprochen. Die Leute realisieren, dass ich eine sachkundige Person bin, wenn es um Weltgeschehnisse, Rassismus oder das Leben der Afroamerikaner geht. Einen ganzen Song dem Thema Rassismus zu widmen, ist allerdings emotional sehr hart, weil diese Dinge so abgefuckt sind. Es ist nicht so, dass es schlimmer geworden ist. Es war schon immer richtig übel. Seit so langer Zeit war die rassenbasierte und gezielte Vorenthaltung von vielen Dingen Teil des Elends. Und erst seit Social Media so bedeutsam ist, meinen die Leute, dass es richtig übel ist. Aber es geschah schon immer! Die traditionellen Medien wollen den Leuten weismachen, dass Rassismus nicht mehr existiert und das nur eine Form von Rassismus besteht und zwar die, wenn du mir N**** sagst.

Jamil: Aber es geht weit darüber hinaus, nicht wahr?

Eric: Ja, die Leute sagen, die Polizei dreht durch und so. Aber es war schon immer so. Du hast Rodney King gesehen. Es wurde schon immer auf die schwarze Bevölkerung abgezielt. Als ob nach der Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King der Rassimus ausgestorben wäre?! Das N**** Wort hat für mich schon lange die Bedeutung verloren. Die Leute brauchen es nur noch, um mich zu provozieren. Aber viel wichtiger hat Rassismus auch mit der Ungleichbehandlung vor dem Gesetz, der ungleichen Inhaftierungsrate oder den ungleichen Ausbildungschancen zu tun.

Jamil: Oh Mann, es ist wirklich spannend diese Angelegenheiten zu diskutieren, aber ich glaube, wir müssen das Thema wechseln. Ansonsten sprechen wir in zwei Stunden noch darüber. Sag mal, was sind deine aktuellen Lieblingsrapper aus New York?

Eric: Es gibt so viele, die ihr eigenes Ding durchziehen. Aber ich mag natürlich unsere Freunde, d.h. Action Bronson, The Underachievers, Joey Bada$$ und einige mehr.

Jamil: Wo gehe ich hin, wenn ich in New York ein Hip-Hop Konzert sehen will?

Eric: Die Music Hall of Williamsburg ist eine meiner Lieblingslocations, für DJ Sets ins Verboten in Williamsburg oder ins Kinfolk.

Jamil: Hast du eigentlich Erinnerungen an den Gig im Dynamo in Zürich vom letztem April?

Eric: Oh fuck, ich habe den voll vergessen. Wir spielen so viele Konzerte auf Tour, dass es manchmal schwierig ist, die einzelnen Abende auseinanderzuhalten. Ganz Allgemein wurde uns auf der ganzen Europa Tournee so viel Liebe entgegengebracht. Es war das erste Mal, dass wir intensiv in Europa getourt sind.

Jamil: Mochtest du das Touren?

Eric: Ich liebe es. Es ist etwas, was die meisten Leute aus meinem Quartier wohl nie erleben können. Wenn ich rauchen wollte, tat ich es. Wenn ich nach dem Konzert stank und nicht duschen wollte, liess ich es bleiben. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Aber Touren ist auch Arbeit. Man wird wirklich müde dabei. Ich wurde in Frankreich krank, aber ich konnte die Auftritte nicht sausen lassen.

Jamil: Nehmt ihr mal die ganze Beast Coast Crew auf Tour mit?

Eric: Nun, wir müssen irgendwann mal zusammensitzen und das diskutieren. Auf der ersten Tour waren ja alle dabei. Es wird wieder geschehen, die Frage ist nur wann.

Jamil: Wie sieht's denn mit eurem neuen Album It's All A Matter Of Perspective aus? Kannst du mir da ein Veröffentlichsdatum geben?

Eric: Nah, nicht wirklich. Es wird kommen, aber ich will nichts versprechen, dass ich nicht einhalten kann. Wir waren mehr oder weniger die letzten paar Monate auf Tour. Vor Europa tourten wir in den USA. Nun haben wir noch mehr Stoff, um auf dem neuen Album zu verarbeiten.

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