Tabubruch als Provokation - Antisemitismus im Hip Hop
Freitag, 02.10.2020, 19 Uhr, PONG/NRW-Forum
Der Eklat um die Verleihung des Echo-Musikpreises an Kollegah und Farid Bang hatte den Antisemitismus im Rap in den Fokus gerückt und eine anhaltende Debatte um Politik in der (Pop-)Musik und Zensur entfacht. Klassische antisemitische Stereotypen und Hass auf Israel verbinden sich zu einer gefährlichen Mischung, die von vielen jungen Menschen unreflektiert konsumiert wird. Beschimpfungen und Angriffe gegen jüdische Mitbürger*innen auf offener Straße traten in letzter Zeit gehäuft auf und gipfelten 2019 in einem bewaffneten Anschlag auf eine Synagoge in Halle. Die Argumentation, antisemitische Äußerungen seien im Rap lediglich ein beliebiges Stilmittel der Provokation, vereinfacht und verharmlost die verbale Gewalt in den Songs. Antisemitismus wird durch das Pseudo-Argument der Kunstfreiheit relativiert. Wie kann die Weltsicht jugendlicher Fans auf andere Weise geprägt werden? Ist eine aufklärende Auseinandersetzung möglich, die antisemitische Stereotype und Verschwörungstheorien als solche offenlegt und reflektiert? Wie kann das Ziel erreicht werden, Fans zu befähigen, den Antisemitismus in ihrer Szene als solchen zu erkennen und ihm entschieden entgegenzutreten? Wie kann man als Kulturveranstalter*in sensibel reagieren ohne Auftrittsverbote generell zu befürworten?
Mit:
Jakob Baier (Politikwissenschaftler, forscht zu Antisemitismus in Jugendkulturen und Verschwörungstheorien in modernen Medien)
Marina Buzunashvilli (Promoterin, Managerin und Head of PR von Sony Music)
Miriam Davoudvandi (Musikjournalistin, ehemalige Chefredakteurin vom splash! Mag und DJane)
Mirna Funk (Kolumnistin für die Vogue Germany, Schriftstellerin und Journalistin)
Marcus Staiger (Ehemaliger Labelbetreiber von Royal Bunker, Autor und Journalist)
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Wem gehört Deutschland? - Postmigrantische Realitäten in Deutschland
Samstag, 03.10.2020, 16 Uhr, PONG/NRW-Forum
Nordrhein-Westfalen ist Heimat für Menschen aus vielen verschiedenen Herkunftsländern. Es ist eine der vielfältigsten Regionen in Europa, durch Migration und die teils mit ihr verknüpfte Industriegeschichte geprägt. Viele verschiedene Gemeinschaften von Menschen sind hier zu Hause und gestalten das (kulturelle) Leben mit. Migration ist eine Grundkonstante gesellschaftlichen Lebens und das Zusammenleben von Menschen mit vielen unterschiedlichen Geschichten und Erfahrungen ist urbane Normalität: Dies ist globale Wirklichkeit, die sich auch hier in Düsseldorf wiederfindet. Sind Konzepte der Integration in einer postmigrantischen Gesellschaft überholt? "Integriert Euch nicht!" - so ein Banner auf der Wiesbadener Biennale 2018. Es sind Migrant*innen der jüngeren Generation, die Integrationsbemühungen in Frage stellen. Sie formulieren selbstbewusst, dass Deutschland ein Land ohne Angst vor Verschiedenartigkeit sein soll und fordern damit eine neue Positionierung: Für eine radikale Vielfalt und für mehr Wertschätzung von Differenz. Wir fragen uns: Wie werden Migration und Zugehörigkeit in Deutschland verhandelt? Spricht es für eine positive Entwicklung hin zur offenen Gesellschaft, dass über Integration von allen Seiten debattiert und gestritten wird? DJ und Labelbetreiber Guy Dermosessian führt ein Gespräch über postmigrantische Realitäten mit Kabarettistin und Schauspielerin Idil Baydar.
Mit:
Idil Baydar (Kabarettistin, Schauspielerin und Coach für Integration und Diversity)
Guy Dermosessian (DJ und Betreiber von Kalakuta Soul Records, Mitbegründer des Why Not? Kollektiv für Musik und Performance, Leitung der Abteilung Diversity am Düsseldorfer Schauspielhaus)
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(Nach)Wende - Ostdeutsche Identitäten nach 30 Jahren Wiedervereinigung
Samstag, 03.10.2020, 18 Uhr, PONG/NRW-Forum
"Darf man das noch sagen? Ossi?" Mit dieser Frage eröffnet Valerie Schönian ihr Buch "Ostbewusstsein". Nach 30 Jahren Wiedervereinigung würde man meinen, dass die Unterscheidung in Ost-und Westdeutsche passé sei. Doch Ostdeutsche werden auch heute noch mit Vorurteilen konfrontiert. "Im Osten gibt es doch sowieso nur Nazis. Ostdeutsche meckern doch nur rum. Hör dir mal den komischen Dialekt an." Diese Vorurteile werden laut einer Studie der Humboldt-Universität Berlin immer noch von 40% der Westdeutschen gehegt. Ebenfalls wurde darin festgestellt, dass Ostdeutsche unterdurchschnittlich verdienen und sie in der Politik unterrepräsentiert sind. Die Identität als Ostdeutsche*r beschäftigt vermehrt die Generation der Nachwendekinder. Durch ihre Perspektive erweitert sich das Verständnis, was es bedeutet ein "Ossi" zu sein. In einem Dialog zwischen Wende- und Nachwendegeneration erörtern Theatermacherin Romy Schmidt und Autorin Valerie Schönian ostdeutsche Perspektiven auf gesamtdeutsche Geschichtsschreibung.
Mit:
Valerie Schönian (Freie Journalistin und Autorin)
Romy Schmidt (Theatermacherin, Regisseurin und Kuratorin. Führte im Zusammenhang einer Forschung im letzten Jahr über 100 Interviews mit Personen aus Ostdeutschland bezüglich der Wiedervereinigung)
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