Nicholas Czichi-welzer über Das Morgenland Festival


Kategorie: MorgenLand Festival
geschrieben von: MorgenLand Festival geschrieben am: 15.06.2011 um: 12:32 Uhr

Wer von dieser Veranstaltung zum ersten Mal in seinem Leben hört, wird wahrscheinlich in 90% der Fälle zunächst einmal das Bild von gröhlenden, unter Einfluss von unterschiedlichsten Substanzen stehenden Jugendlichen im Kopf haben, die ihre Zeit sinnloserweise mit 1999 anderen Leuten auf einem verdreckten Campingplatz in einer Zeitspanne zwischen 2 und 5 Tagen verbringen und dabei Musik hören, die vor 20 Jahren noch als „blödes Gejaule“ abgetan worden wäre.

So ist der Begriff Festival nun einmal geprägt, weshalb sich so ziemlich jeder Jugendliche auch die Teilnahme an einem solchen hart bei seinen Erziehungsberechtigten erkämpfen muss, weil diese ja niemals auf so etwas gewesen seien bzw. stark davon abraten, weil sie sehr schlechte Erfahrungen auf ebenjenen gemacht hätten.

Doch kommen wir zum Thema:

Beim Morgenland-Festival ist der durch den Begriff vermittelte Ersteindruck vollkommen unzutreffend. Das Morgenland-Festival ist das absolute Gegenteil von allem vorher Beschriebenen.

Im kleinen Ort Schaan im ebenfalls kleinen Liechtenstein fand man hier nämlich keinen Schlachtplatz vor, sondern ein geordnetes Stadtzentrum, in dem ein Vortragssaal, ein Vorplatz und eine Konzertbühne zu finden waren, welche die Hauptschauplätze vom Morgenland werden sollten.

Viel wichtiger als die Kulisse waren allerdings die Personen: Engagierte Jugendliche in großer Zahl, die sogenannten „Enkel“, hielten gleich zu Beginn der Veranstaltung ein Plädoyer zu den Zielen, die sie vertreten und die sie erreichen wollen, um ihre eigene Zukunft zu sichern.

Aus diesen Zielen ließ sich sowohl der Name der Veranstaltung als auch der Name der besagten „Enkel“ ableiten. Denn egal welche unterschiedlichen Aspekte die Enkel ansprachen, es passte alles zu einem Stichwort: „Enkeltauglichkeit.“

Um diesen Begriff zu erklären möchte ich kurz ein Gegenbeispiel liefern:

NICHT enkeltauglich wäre eine Zukunft zum Beispiel dann, wenn Jugendliche keine Zeit mehr hätten, an Festivals teilzunehmen (sei es um Plädoyers zu halten oder um sich, für ältere Generationen abscheuliche, Musik anzuhören), weil sie die Zeit nutzen müssen um Geld für 3 Rentner gleichzeitig zu verdienen und nebenbei noch ein paar Deiche aufbauen, um Überschwemmungen (und gleichzeitig zufällig auch einige Flüchtlinge aus ärmeren Ländern) aufzuhalten.

Enkeltauglich wäre es im Umkehrschluss somit z.B., Generationengerechtigkeit herzustellen und Klimaschutz zu betreiben, und genau zu diesen und noch einigen weiteren Themen lieferte das Morgenland sehr viele Anstöße.

Diese fanden nicht nur in Form der Vorträge verschiedenster Wissenschaftler und Auftritte von Musikern aus aller Welt statt, sondern fingen schon im kleinsten Detail an, weshalb es eigentlich unmöglich war, keine Idee zur Verbesserung des Umgangs mit dem Planeten mitzunehmen.

Das Catering war ein sehr schönes Beispiel für so ein kleines Detail: Komplett vegan und nur aus Gemüse und Obst hergestellt, welches in der näheren Umgebung geerntet wurde, lieferte es ein perfektes Beispiel dafür, wie Ernährung in Zukunft aussehen könnte. Nein, müsste! Nämlich enkeltauglich, zukunftstauglich, oder wie auch immer man es nennen möchte, jedenfalls darauf ausgelegt, die Welt nicht in den nächsten 100 Jahren in Chaos, Kriegen und Katastrophen verenden zu lassen.

Wem nun, angeregt durch diese ganzen neuen Denkweisen, selber ein paar Ideen durch den Kopf gegangen waren, der konnte diese in verschiedenen Workshops einbringen und zur Diskussion stellen.

Eine Gruppe zog beispielsweise durch die Stadt und überlegte sich, wie man die Plätze, die von Beton und Spritschleudern komplett eingenommen waren, umfunktionieren und zurückerobern könnte.

Letztendlich wurde durch den Workshop, abgesehen von vielen guten entstandenen Ideen, sogar ein paar Getränkelieferanten ihre Arbeit erleichtert, da sie mit ihrem Auto zwar nicht mehr auf den Parkplatz konnten, dafür aber von mindestens 20 Leuten enorme Tragehilfe bekamen.

Einer von ihnen sagte sogar, dass „sowas mal jeden Tag sein sollte“, und das kann man eigentlich so übernehmen.

Warum sollten solche Dinge nur bei einem Festival getan werden, wo leider nur viel zu wenige Menschen teilnehmen können? Jeder hat die Möglichkeit, etwas enkeltauglicher zu leben, sei es weil er sein Gemüse lieber beim Bauern auf dem Land kauft, als beim Supermarkt um die Ecke oder sei es, dass er zu diesem Supermarkt zumindest mit dem Fahrrad fährt, und nicht mit dem Auto.

Das Morgenland-Festival versteht sich nicht als „3-Tage-Veranstaltung an der man mal etwas Gutes tut“ sondern vielmehr als Anregung, etwas an der Lebensweise zu ändern, und zwar jeden Tag.

Und zwar nicht nur für Enkel und Getränkelieferanten.

Nicholas Czichi-Welzer


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