Gil Scott Heron (usa)


Kategorie: Kulturzelt Kassel
geschrieben von: Kulturzelt Kassel geschrieben am: 22.03.2010 um: 12:56 Uhr
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19:30

Gil Scott HeronBeat'n'Rap: Über die Großvaterschaft des Rap gibt es keinen Zweifel. Als Ahnherr gilt unangefochten Gil Scott-Heron. Der Jahrhundertsong “The Revolution Will Not Be Televised” stammt von ihm. Jetzt hat der große Soulpoet ein neues Album aufgenommen, das beweist: Auch lebende Legenden schreiben Geschichte. Erst ist nur ein kurzer Clip auf YouTube aufgetaucht.

Grobkörnige Schwarzweißaufnahmen,Gil Scott Heron durchzogen von Bildstörungen, wie aus einem Geheimversteck. Sie zeigen einen ergrauten Gil Scott-Heron bei dem, was er kann wie kaum ein anderer: mit donnernder Stimme ins Mikrofon sprechen. Ein Puls aus verzerrten Bässen begleitet das erste Lebenszeichen des Soulpoeten seit langem. Gil Scott-Heron kehrt zurück: “I’m New Here”.

Während sich Musiker heute bedingungslos auf den Markt werfen müssen, hat sich Scott-Heron äußerst rar gemacht. Sein politisierter Jazzfunk hat ihm zwar den Ruf als Urvater des HipHop eingebracht. 1971 gab er den Jahrhundertslogan “The Revolution Will Not Be Televised” aus und verewigte sich als Chronist des entrechteten Amerika. Rapper haben seine Musik gesampelt, seinen Stil imitiert und die sozialkritischen Botschaften kopiert. Lebenden Poplegenden bleiben ja im Grunde nur zwei Wege zum Weitermachen.

Die meisten verwalten ihr Erbe indem sie es immer wieder reproduzieren. Wenige haben das Glück, ihren Stil im Geiste der glorreichen Vergangenheit zu verfeinern, und musikalisch in der Gegenwart zu verorten. “I’m New Here” ist kein Retro-Album, kein Stillstand auf hohem Niveau. Basslastige Dubspuren, mächtig schwingende Beats und elektronische Soundkaskaden verpflanzen Gil Scott-Heron in eine völlig neue Klangwelt. Hier ragt besonders eine Qualität von Gil Scott-Heron heraus, die wegen seiner textlichen Radikalität oft übersehen wurde: seine Stimme, dieser grollende Bariton, überträgt sich vor allem als physisches Erlebnis auf den Hörer. Gil Scott-Heron klang schon mit 20 Jahren, als ob er ein Mikrofon verschluckt hätte.

Verwoben in dystopisch wirkende Klanglandschaften landen die Songs nun direkt in der Magengrube. Scott-Herons Wortkaskaden erschüttern Mark und Bein. Der Sturm und Drang der jungen Jahre ist einer Autorität der Lebenserfahrung gewichen.  Das hört sich an, als wolle er den selbst ernannten Nachfolgern vom Schlage Kanye Wests zurufen: Junger Mann, mit mir ist noch zu rechnen. Gil Scott-Heron setzt 2010 auf trip-hoppige Sounds, wie sie ebenso hätten von Massive Attack produziert werden können. Dazwischen Folk-Elemente: übertönt, unterstützt oder zersägt von dieser Stimme. Wow.

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