Norbert Schneider & Band 2017
Am: 07.07.2017
Das Konzert war vor 2457 Tagen
Jetzt kommt der Blues sogar schon aus Österreich. Noch dazu mit viel Wiener Schmäh und Charmoyanz. Eigentlich ist das gar nicht so verwunderlich, denn Österreich hatte schon immer den Blues. Zum Beispiel in Person Alexis Korners, Sohn eines österreichischen Kavallerieoffiziers, der als "Vater des britischen Blues" galt. Der Jazzer Oskar Klein konnte ganz wunderbar den Blues auf der akustischen Gitarre spielen. Auch die östereichische Liedermacher-Szene hatte immer wieder mal den Blues. Und heute nun der in Wien geborene Norbert Schneider. Durch das musikalische Elternhaus angeregt, erlernte er zunächst klassische Violine. Fasziniert von der rauhen Energie des Blues griff Schneider im Alter von 15 Jahren zur Gitarre. Durch intensives Hören dieser Musik studierte er im Alleingang seine musikalischen Vorbilder. In dieser Zeit entdeckte er neben dem Musizieren auch seine zweite Leidenschaft: das Komponieren. "Das Schreiben eigener Stücke und die Selbstinszenierung waren die eigentlichen Gründe, warum ich nach meiner Klassikzeit nicht mit dem Musizieren aufgehört habe." Mit seiner Stimme, die drei Oktaven umfasst, und seiner halbakustischen Gibson-Gitarre schlägt er zunächst eine Brücke zwischen verschiedenen Musikstilen wie Blues, Soul und Pop; inzwischen hat er die Palette noch erweitert und sammelt seine Sounds fast auf der ganzen Welt und ohne jegliche Berührungsängste ein. Schneiders Vielschichtigkeit und Kreativität spiegelten sich immer auch in seinen zahlreichen musikalischen Projekten wider, deren Repertoire vom Swing über den R´n´B und Gospel bis hin zum Blues reichten. Folgerichtig wurde dem Musiker denn auch im März 2009 der 1. Vienna Blues Award verliehen. Weitere Preise, Charterfolge, Alben, eigene Tourneen oder solche im Vorprogramm zB von Simply Red folgten, bis Schneider bei sich, ganz zuhause, ankam. So spielte in seinen Anmerkungen zum Album "Schau ma mal" Österreichs ewiger Popstar Falco eine erstaunlich tragende Rolle; zudem sang Schneider bereits hier Songs von Georg Danzer. Anfangs war das mit dem Deutsch singen ein Experiment. Schuld daran sei im Grunde genommen seine Großmutter gewesen. Sie erklärte ihm, so Schneider, seine Musik sei ja eigentlich ganz gut, aber sie verstehe halt von den Texten nichts. Schneider auf Deutsch gibt es auch auf seinem Album "Entspannt bis auf die Knochen" - der Titel ist ganz Programm. Ausschließlich mit Songs aus der eigenen Feder bestückt, klang alles, was er beim letzten Mal noch leicht klagend, aber unbekümmert zu singen beliebte, äußerst gelassen und entspannt - bis auf die Knochen eben. Die Songs klingen immer noch österreichisch gemütlich, strahlen aber auch moderne Eleganz und selbstbewussten Witz aus. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Schneider 2016 bereits zum zweiten Male mit dem Amadeus Award bedacht wurde. Mit seiner aktuellen CD "Neuaufnahme" setzte er der östereichischen Liedermacher-Instanz Georg Danzer ein wunderbares Denkmal. Anläßlich des 70. Geburtstages, neun Jahre nach seinem viel zu frühen Tod, nahm Schneider 14 Danzer-Titel auf. Wie ein konspiratives Treffen von Norbert Schneider mit Georg Danzer, bei dem mit sorgsam ausgewählten Musikern erprobt wird, was aus dem Werk wohl so herauszuholen wäre. Weder die Eigenwilligkeiten Danzers, seine leise Larmoyanz, seine sonderlich farbenprächtige Melancholie, noch die Delikatesse von Schneiders eigenen Markenzeichen, seine luftigen Arrangements, seine einprägsame Stimme als Unikat, gehen hier verloren. Mal erinnert ein schwüles Keyboard an den Soul der frühen Siebziger, dann ein paar pointierte Gitarren-Akkorde an Schneiders Verbundenheit mit dem Blues. Und Schneider hat nicht nur den Blues, er kann ihn mit seiner Musik auch "wegtherapieren". Nicht umsonst heißt eine CD-Veröffentlichung den Titel "Medicate the Blues away". Schneider erzählt von einer Begegnung am Rande eines Auftrittes, als ihm ein Konzertbesucher davon erzählte, wie ihn der Song "Herrgott schau obe auf mi" davon abgehalten habe, sich das Leben zu nehmen...
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Stil: |
Blues, R&B, Swing, Jazz |
Preis: |
VVK 22 € | AK 25 € |
Beginn: |
20:00 Uhr |
Besucher: |
150 |
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